Aschmedai, אשמדאי

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Zu den Geister- und Gespenster‎sagen der apokryphischen Literatur, die in dem andern Schriftthume der Juden in‏ Palästina, als z. B. in dem jerusalemitischen Talmud nicht weiter vorkommen, und nur‏ ‎in dem babylonischen Talmud erst von den Lehrern des 3., 4. und 5. Jahrh. wieder ‎erwähnt werden, gehört auch die Aschmedaisage. Der Name ‏ ,אשמדא »Aschmedai« ‎in seinen verschiedenen Formen: als אשמדי‏ ‎Aschmedon, אשמדון ‎und mit Weglassung des a,‏א: ‎Schamdon, ,שמדון mit seinen Zusätzen: »König der Dämonen,« טלכא דשידא oder: »Herr der Geister« רבהון דרוהתא auch: »der Dämonen,« שידא soll persischen‏ ‎Ursprunges sein, eine Zusammensetzug »Aeschma,« Führer einer Dämonenschaar, »diw« = דאי , dew, und heißt: »Aeschma, der Dew.« Andere erklären ihn‏ nach der Analogie ähnlicher Engelnamen als eine Pluralform von dem Stamme שמד, vertilgen, so daß »Aschmedai« in der Aphilform der »Verderbende« heißt. So bezeichnet dieser Name einen der bösen Geister als Führer und König der Dämonen, der auch: »Engel« schlechthin genannt wird. Als gefallener Engel ist er ein Dämon, Teufel, ‏,שד‎ aber kein gemeiner, sondern das Oberhaupt, der König der Dämonen. So kommt er schon in dem apokryphtischen Buche Tobi vor; er tödtet sieben Männer der Tochter Reguels, der Sara, in ihrer Brautnacht. Weitere Angaben über seine Gestalt und sein Wesen enthält die Aschmedai-Solomonische Sage im babylonischen Talmud. Nach demselben ist er von ungeheurer Größe und Kraft, Häuser und Bäume braucht er nur zu berühren, um sie umzustürzen. Er bewohnt eine tiefe Zisterne in einem hohen Berge, wo er täglich am Morgen in den Himmel steigt, um dort die Beschlüsse des obern Senats abzulauschen und sie unter die Menschen zu verbreiten. Einen Stein legt er alsdann auf die Mündung seiner Cisterne, den er sorgfältig versiegelt und bei seiner Rückkehr immer untersucht, ob er noch unverletzt geblieben. Er ist sehr schlau, schadenfroh und wollüstig; er trinkt nur Wasser, Wein im Nothfalle, wenn er kein Wasser vorfindet. Er kennt die Zukunft, versteht zu prophezeien und zu zaubern. Seinem Wesen nach gehört er zu den bösen Geistern, er stürzt Häuser ein, entwurzelt Bäume u. s. w.. Aber es werden ihm auch gute Werke zugeschrieben. So führt er einen Blinden auf rechte Bahn, geleitet einen Betrunkenen, ihm den rechten Pfad zu zeigen u. a. m. Auch ist er gehorsam und fügt sich willig dem Dienste des Menschen, so bald man ihm den Gottesnamen nennt oder ihm den Siegelring Salomos zeigt, auf dem der Gottesnamen eingegraben war. Man sieht aus diesen Notizen, daß wir es hier nicht mit einem der Dews im Sinne des Parsismus zu thun haben, die bekanntlich eine selbstständige Macht des Bösen und der Finsterniß sind und die der Macht des Lichtes, der Herrschaft des Guten, des Ormuzd, entgegenarbeiten. Aschmedai steht, wie alle Geschöpfe, im Dienste des einen Gottes, von dem Gutes und Böses ausgeht, und beugt sich vor seinen Befehlen er ist ein böser Dämon, aber vollzieht auch Gutes. Es steht daher fest, daß die Aschmedaisage, sollte sie auch dem Parsismus entnommen sein, von den Juden im Sinne des Monotheismus umgearbeitet und umgeändert wurde. Dieselbe wollen wir hier kurz angeben. Salomo steht beim Bau des Tempels in Jerusalem, zu dem nur Steine, die nicht von Werkzeugen aus Eisen behauen wurden, verwendet werden sollen, rathlos da. Es wird ihm von dem Schamir erzählt, durch den Steine gespaltet werden und über den Aschmedai Auskunft wissen soll. Benaja, der Feldherr Salomos, wird mit dem Aufsuchen Aschmedais beauftragt. Er nimmt den Siegelring Salomos mit einer eisernen Kette mit, besteigt den Berg, wo die Cisterne Aschmedais war, läßt von der Seite dieselbe mit Wein füllen und wartet den Ausgang ab. Aschmedai sucht des Nachts seine Cisterne auf und trinkt nach einer Zögerung den Wein, so daß er berauscht in einen tiefen Schlaf sinkt. Benaja legt ihm geschickt die Kette um den Hals mit dem Siegel des Gottesnamens. Aschmedai erwacht am Morgen und muß als Gefangener dem Benaja folgen, der ihn vor Salomo führt. Salomo erhält von ihm die Auskunft über den Schamir, der geholt wird und der Tempelbau kann vor sich gehen. Aschmedai bleibt bei Salomo weiter als Gefangener, bis er ihn durch Versprechungen zu überlisten versteht, daß ihm Salomo die Kette wieder abnimmt und den Siegelring übergiebt. Gleich wächst Aschmedai zu einem Riesen, der Salomo in weite Ferne wegschleudert, den Siegelring wirft er ins Meer, nimmt die Gestalt Salomos an und führt die Herrschaft als König Salomo. Während er mit den Frauen Salomos schwelgt, muß Salomo in fernen Ländern als Bettler einherziehen. Erst nach Jahren, im späten Alter, nachdem er in einem Fisch seinen Siegelring mit dem Gottesnamen wiedergefunden hatte, kehrt Salomo nach Jerusalem zurück, wo er nach langen Verhandlungen ‏im Synedrion (s. d. ‏A.)‎ wieder erkannt und auf seinen Thron gesetzt wird. Aschmedai erblickt den Siegelring, stößt ein furchtbares Geschrei aus und verschwindet Mehreres siehe: Gespenster, Geister, Schedim.