Nahrung

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Nahrung, auch: Speise. Wir haben über dieses Thema in dem jüdischen Schrifttum eine Fülle von Angaben und Schilderungen, die uns über den Le­bensunterhalt und dessen Erwerb bei den Israeliten von den ältesten Zeiten bis zum Schluss des Talmud (gegen 500 n.) Auskunft erteilen. Ein Interesse dürfte diese Arbeit heute noch haben, weil sie uns die Diätetik unserer Alten vorführt, die zur Lösung der Frage von dem hohen Lebensalter und der gesun­den und kräftigen Leibesbeschaffenheit unserer Ahnen manche Winke gibt. Mögen dieselben ihre wohlverdiente Beachtung bei uns finden.

I. Nahrungsmittel und deren Zube­reitung. Die Nahrungsmittel sind von vegetabilischen und animalischen Stof­fen.

A. Die vegetabilischen Nahrungs­mittel waren die älteren, verbreitetes-ten und allgemeineren, die aller Volks­schichten. Es gehörten hierher:

a. die verschiedenen Getreidearten: Weizen, Gerste, Spelt, Hirse, Bohnen, Linsen, Hafer, Roggen, Reis, Mais, Erbsen u. a. m. Von diesen wurden mehrere Arten in den Ähren am Feuer geröstet und besonders in der Erntezeit gegessen; sonst wurden sie zu Mehl ge­mahlen, aus dem man Brot, Kuchen und andere Speisen buck.

a) »Brot«. Der hebräische Name für Brot, »Lechem«, bedeutet auch »Mahl«, Brot war daher gewöhnlich zur täglichen Speise. Dasselbe wurde aus Weizen- und Gerstenmehl bereitet. Gerstenbrot wurde von der ärmeren Klasse gegessen. Ein Mann aus Baal­schelischa überreichte dem Propheten zwanzig Gerstenbrote für seine Jünger; auch die des Ehebruchs verdächtige Frau sollte Gerstenbrote zu ihrem Op­fer bringen. Doch wurde auch Brot aus Hirse und Spelt bereitet, welches die gröbste Backart war.

b) Der Kuchen, von dem mehrere Arten genannt werden: 1. Der Kohlen­oder Aschenkuchen, von dem der Pro­phet Elia auf seiner Flucht vor Isebel mehrere erhielt. Dieselben waren aus Weizenmehl, doch auch in Teuerungs­zeiten aus Gerstenmehl. Sein Name rührt davon her, weil er, nachdem er gekrustet war, mit glühender Asche oder Sand bedeckt wurde. Es war die niedrigste Kuchenart. 2. der Pfannku­chen, der auf der Pfanne, in Öl geba­ckene. 3. Blechkuchen, den man auf dem Blech buk und zuvor dessen Teig in Öl knetete. Nachdem derselbe geba­cken war, wurde er in Stücke gebro­chen und mit Öl übergossen; beide letztere Arten wurden zu Speiseopfern verwendet. 4. Herzkuchen, ein blätterartig gewickeltes, in der Pfanne berei­tetes Backwerk, das für Schmalzkuchen oder Pudding gehalten wird. Sein Name bezieht sich nach einigen auf dessen herzförmige Gestalt. 5. Durch­löcherter Kuchen, dessen Teig mit Öl angeknet und im Ofen gebacken wurde. Sein Name deutet wohl auf seine kringelähnliche oder flechtenar­tige Gestalt. Auch dieser Kuchen hatte bei Opfern seine Verwendung. 6. Fla­den, ein dünner mit Öl bestrichener Kuchen, auch bei Opfern gebraucht. 7. Kleiner durchbrochener Kuchen, der auf Reisen mitgenommen wurde und den auch der Prophet Achia von der Frau Jerobeams erhalten hat. B. Honig­kuchen, mit dessen Geschmack das Manna verglichen wird. 9. Rosinenku­chen, u. a. m. Nächst diesen zwei Hauptspeisen, Brot und Kuchen, nen­nen wir:

c. Die Gemüsearten oder die Zu­kost. Hierzu brauchte man gewöhnlich die Hülsenfrüchte: Linsen und Bohnen sowie Grünzeug aus dem Garten oder vom Felde, wozu wir rechnen: die Me­lone, die Gurke, den Kürbis, die ver­schiedenen Rübenarten: die Stockrübe, die Mohrrübe; ferner den Kohl als den Grünkohl und den Braunkohl, den Kopfkohl und Blumenkohl nebst den anderen Gartenfrüchten. Von diesen waren Linsen, besonders die ägyp­tischen, die mit deren braunroten Scho­ten gekocht wurden, sehr beliebt, die wegen ihrer roten Farbe »rotes Ge­richt« genannt wurden. Gurken wur­ den viel angebaut, sodass es ganze Gurkenfelder gab; man genoss sie da­her häufig. Knoblauch soll den Mut und die Mannhaftigkeit befördern und dessen Genuss wurde empfohlen. Boh­nen waren die Speise der Armen. Ihr Genuss macht schläfrig, daher der Ho­hepriester Bohnen in den Vorberei­tungstagen vor dem Versöhnungstag nicht genießen durfte. Auch die Feig­bohne wurde, nachdem man sie meh­rere Tage im Wasser geweicht hatte, als Zukost gegessen.

d. Die Baum- und Strauchfrüchte.

B. Die animalischen Nahrungsmit­tel. Es gehören hierher die Fleisch- und Fischspeisen. Fleisch genoss man vom Rind, von Kälbern, Schafen und Zie­gen, besonders von jungen, das sehr beliebt war. Seltener war der Genuss von Taubenfleisch, da Tauben zu Op­fern gebraucht wurden. Von anderen Vögeln werden nur Wachteln genannt, die gegessen wurden; doch werden im talmudischen Schrifttum noch andere Geflügelarten erwähnt, deren Fleisch man gern genoss, nämlich: Hühner, Gänse, Enten u. a. m. Auf den Tisch der Vornehmen kam auch Fleisch von Hirschen, Gazellen u. a. m. Die Zube­reitung des Fleisches geschah durch Kochen oder Braten. Beim Kochen wurde das Fleisch in kleine Teile zer­schnitten und darauf Wasser, Mehl und Küchenkräuter geschüttet und zur Brühe gekocht. Das Braten geschah, indem das Fleisch, oft das ganze Tier, nach dessen Zubereitung an einem Spieß am Feuer gehalten wurde. Heu­schrecken wurden geröstet oder einge­salzen, aber ohne Kopf, Flügel und Beine genossen, doch wurden sie auch in Honig und Mehl gebraten. Fische lieferte in Palästina der See Genezareth in Menge; sie wurden daher häufig ge­gessen. Nach späteren Angaben liebte man besonders die eingesalzenen Fi­sche, die man auch mit Eiern bedeckt genoss. Über die Zubereitung war das Rätsel bekannt: »Der Fisch wird in sei­nem Bruder (in dem Salz, das Seesalz wird gleich dem Fisch aus dem Meere gezogen) gebraten, zu seinem Vater (kaltes Wasser als Erhalter des Fisches) gebracht (nämlich nachdem der Fisch gebraten war, wurde er ins kalte Was­ser gebracht) und drittens in seinem Sohne (in der Brühe desselben) geges­sen und endlich wird zuletzt sein Vater (das Wasser, siehe oben) auf ihn ge­trunken. Hierher gehören ferner, als von Tieren kommend, Eier, Milch und Honig, die häufig roh oder gekocht ge­nossen wurden. Die Eier des reinen Ge­flügels werden von denen des unreinen (zum Genuss verbotenen) durch ge­wisse Zeichen unterschieden. Erstere sind an einem Ende stumpf, am ande­ren spitz zulaufend; auch umgibt bei ihnen das Eiweiß den Dotter, was bei den Eiern unreiner Vögel nicht ist. Weichgekochte oder leicht gebratene Eier sind ein vorzügliches diätetisches Mittel, die dem Menschen bei männ­lichem Unvermögen empfohlen wer­den. Die Milch genoss man von Kühen, Schafen und Ziegen; vorgezogen wur­den die Schafmilch und Ziegenmilch. Letztere, frisch, wird als Heilmittel für Brustkranke empfohlen. Sie wurde frisch gemolken, geronnen, verdickt gegessen, auch bereitete man aus ihr Käse. Vom Honig gab es mehrere Sor­ten: Bienen-, Dattel- und Traubenho­nig. In großer Menge hatte man wilde Bienestöcke in Palästina, die Honig in reicher Fülle lieferten. Man aß den Ho­nig ohne Zutat, oft bis zur Übersätti­gung, verwendete ihn zu Kuchen u. a. m.

II. Wahl und Genuss der Speisen, Diätetik. Das talmudische Schrifttum hat eine Menge von Lehren und Aus­sprüchen über diesen Gegenstand. In denselben wird gemahnt zur Beach­tung: der Mäßigkeit im Genusse, der Zeit zum Essen, der Wahl der Speisen und der Gesetze der Verdauung.

A. die Mäßigkeit und Mäßigung im Genusse. Diese Diätetik wird in mehre­ren Sprüchen eingeschärft. Wir bringen von denselben: »So dein Mahl dir am besten schmeckt, beherrsche dich und höre auf«; »Wer seinen Magen mit Al­lerlei füllt, verfällt dem Fieber«; »Wer Gerstenbrot genießen kann und den­noch Weizenbrot ist, Bier zu trinken vermag, aber Wein trinkt«, übertritt das Gebot: »Du sollst nicht verder­ben«; »Vergnüge dich mit Zwiebeln (billige Gartenfrüchte), und du wirst dich deines Hauses Schutz erfreuen; enthalte dich des Genusses von Hüh­nern und Gänsen und dein Herz wird stets genug haben; spare an Speise und Trank und gib mehr auf deine Woh­nung.« Ein anderer Lehrer, Ulla im dritten Jahrhundert n. zitiert einen ähnlichen Volksspruch: »Wer fettes Fleisch genießt, wird bald von Gläubi­gern belästigt, aber wer sich mit Ge­müse begnügt, wird unbehelligt sich freien Stadtplätzen sehen lassen.« Ein dritter Lehrer, Mar Sutra (im 4. Jahrh. n.) stelt den Satz auf: »Nie gewöhne man seinen Sohn am Genusse von Fleisch und Wein.. Endlich wird eine Art von Dekonomie deutlich angege­ben: »Immer verwende der Mensch weniger als er hat auf Speise und Trank; er kleide sich nach dem, was er hat, und verwende mehr als dieses auf die Ehre seiner Frau und Kinder.« Ein Leh­rer des ersten Jahrhunderts n., R. Elasar ben Asaria, gibt darüber speziell die Vermögensverhältnisse an, was al­lerdings für die damaligen Zeitverhält­nisse und Lebensweise passen mochte. Er lehrte: »Wer eine Manna besitzt, kaufe zu seinem Mahl ein Pfund Grün­zeug; 10 Manna, kaufe sich ein Pfund Fische, 50 Manna, kaufe sich ein Pfund Fleisch; 100 Manna, kann täglich Fleisch genießen.« Sehr richtig wird in Bezug darauf bemerkt, dass dasselbe nicht für alle Zeiten und Verhältnisse maßgebend sei. »Wir sind heute viel schwächer«, lehrt R. Jochanan (im 3. Jahrh. n.), »darum wer eine Peruta in der Tasche hat, der trage sie zum Kauf­mann.« R. Nachman (im 4. Jahrh. N.) spricht von seiner Zeit: »Wir leihen und geben das Geld zum Lebensunter­halt aus.«

B. Die Beachtung der Speisezeit. Speisezeiten gab es bei den Juden in Pa­lästina hauptsächlich nur zwei: des Morgens und des Abends. Doch schloss dasselbe nicht aus, dass außer dieser Zeit nicht gegessen wurde. Ausdrück­lich lehrt Bar Kappara: »So du hun­gerst, iss, und wenn du durstest, trinke.« Nur soll man nicht vor der Ausleerung etwas genießen. »Wer seine Notdurft zu verrichten hat und zuvor dennoch genießt, gleicht dem Ofen, der auf seiner Asche geheizt wird.« Das Mahl am Morgen wird nachdrucksvoll empfohlen. »Mache dich früh auf und genieße, im Sommer wegen der Hitze und im Winter wegen der Kälte«, denn so lautet der Spruch: »Sechzig Schnell­läufer können den nicht einholen, der am Morgen gefrühstückt hat.« »Brot am Morgen mit wenig Salz und einem Krug Wasseer vernichtet dreiundacht­zig Krankheiten. « Es werden dreizehn Gegenstände aufgezählt, die in Folge des Brotgenusses am Morgen eintreten: der Brotgenuss schützt vor Hitze und Kälte, vor Stürmen, schädlichen Lüs­ten, macht klug, vernichtet die Würmer in den Därmen u. a. m. Eine genaue Be­stimmung der Speisezeit in den Mor­genstunden haben wir aus späterer Zeit in dem Ausspruche: »Die erste Stunde der Tageszeit (= 7 Uhr morgens) ist die Speisezeit der Lydier; die zweite (= 8 Uhr morgens) die Speisezeit der Räu­ber; die dritte (= 9 Uhr morgens) die der Begüterten); die vierte (= 10 Uhr morgens) die Speisezeit jedes Men­schen; die fünfte (= 11 Uhr morgens) die der Tagelöhner; die sechste (= 12 Uhr morgens) die der Gelehrten. Von da ab ist der Genuss von Speisen, als wenn man einen Stein in den Schlauch (Magen) werfen möchte. Über diese Mitteilung bemerkt der Lehrer Abaji, dass letzteres nur gelten könne, wenn man nichts am frühen Morgen zu sich genommen, aber so dieses geschehen, schadet späteres Essen nichts.« Man merkt aus dieser letzten Äußerung, dass es sich in obigen Angaben nicht um den Imbiss am Morgen handelt, sondern von dem Mahl gegen Mittag gesprochen wird, was mehr für die Ju­den in den babylonischen Ländern, als für die in Palästina passt, wo gegen Mittag kein eigentliches Mahl gehalten wurde. Von der Abendmahlzeit heißt es, dass dieselbe aus Fleisch bestehen soll. Es wird dieses den Worten 2. M. 16, 12 entnommen: »Da der Ewige Abends Fleisch zu essen geben wird und des Morgens Brot zur Sättigung.« Von denjenigen, die sich an keine be­stimmte Zeit halten, heißt es: »Sie glei­chen den Hühnern, die fortwährend im Dunghaufen suchen.«

C. Wahl der Speisen. Bei der Wahl der Speisen soll das Alter des Men­schen und die Tageszeit ihre volle Be­rücksichtigung finden. In Betracht der Erstem lehrt R. Jose (im 2. Jahrh. n.): »Der Jugend das Brot, den Alten das Öl und den Kindern Honig.« Über die Speisearten zu den verschiedenen Ta­geszeiten haben wir bereits oben in Be­zug auf das Frühstück den Ausspruch zitiert, der den Genuss von Brot mit Salz und Wasser für das gesundeste Frühstück bezeichnet, das keine Krank­heit nach sich zieht; allerdings ein sehr frugales Mahl. Doch genoss man auch andere Gegenstände als Zukost zum Brot, als z. B. Früchte, Grünzeug u. a. m., worüber wir weiter berichten werden. Meistens waren es Rüben, Mohrrüben, wovon die hebräische Be­zeichnung, Zukost zu Brot, herrührt (Aboda sara 38a, Beza 16a). Brot gab es Zweierlei: Weißbrot und Schwarz­brot. An andern Stellen wird von Wei­zenbrot und Gerstenbrot gesprochen. Das Weizenbrot wird sehr empfohlen; es gehört mit fettem Fleisch und altem Wein zu den Gegenständen, die den Menschen erheitern, die Exkremente mäßigen und den Wuchs fördern. Da­gegen wird der Genuss des trockenen Gerstenbrotes mit Salz und Zwiebel dem Körper schädlich. Am nachteiligs­ten ist frisches Gerstenbrot, nicht gut gegorenes Bier und rohes Gemüse. Von dem Brotgenuss im Vergleich zu dem von Wein heißt es: »Brot sättigt, aber erfreut nicht.« Brot zu genießen ohne Zukost kam wohl bei den Babyloniern, aber nicht bei den Palästiniensern vor. So rief man dem aus Babylonien nach Palästina gekommmenen R. Sera zu: »Die törichten Babylonier, sie essen Brot mit Brot! « Die Achtung des Brotes spricht sich in folgender Lehre aus: »Vor vier Gegenständen wird gewarnt: rohes Fleisch auf Brot zu legen; den ge­füllten Weinbecher über dasselbe zu bringen; mit Brot zu werfen oder die Schüssel damit zu stützen« (Berachoth 50b). Nächst Brot aß man verschiedene Gemüsearten. Grünzeug war sehr be­liebt. Wir haben darüber den Spruch: »In einer Stadt, wo es kein Grünzeug gibt, soll kein Gelehrter wohnen.« In Palästina war der Genuss von Grün­zeug so sehr vorherrschend, dass es Gesetz war, bei Bestimmung der Fest­tage darauf bedacht zu sein, den Ver­söhnungstag weder auf einen Freitag, noch auf einen Sonntag anzuordnen, weil die Gemüsearten von Grünzeug sich zwei Tage lang nicht halten kön­nen. Keine solche Freude mit Gemü­searten hatten die Babylonier. Rab Hasda, ein Lehrer im vierten Jahrhun­dert n., sagte von sich: »Weder in Ar­mut, noch im Reichtum hatte ich Grünzeug zu meinem Mahle. So lange ich arm war, genoss ich keines, weil es den Appetit reizt, und so ich reich ge­worden, nicht, denn ich denke, wo Ge­müse hin soll, dahin können Fleisch und Fische kommen.. In diesem Sinne riet er auch den armen Gelehrten, kein Grünzeug zu genießen, weil es nicht sättigt, sondern nur den Appetit an­regt. Auch seinen Töchtern befahl er, kein Grünzeug Abends zu essen, des übeln Geruchs wegen, den es verur­sacht. Aus demselben Grunde wird vor dem Genuss von Kräutern vor der vier­ten Stunde (= vor 10 Uhr Morgens) gewarnt, besonders in rohem Zustande. Ein Spruch gegen den Genuss von Grünzeug überhaupt lautet: »Alles Grüne macht grün«, was sich jedoch auf den Menschen beziehen soll, der sich zur Ader gelassen hat. Anders war es allerdings, wie wir bereits oben be­merkt haben, in Palästina, wo der Spruch noch immer keine Geltung hatte: »Besser ein Gericht von Grün­zeug und Liebe dabei, als das von ei­nem gemästeten Rinde, begleitet mit Hass.« Über die Gemüsearten einzeln hören wir: a. Ein Gemüse aus Mangold oder Erdbeerenspinat, soll für Herz und Augen, auch für die Eingeweide dienlich sein, jedoch nur, wenn es viel gekocht hat. b. Der Lattich, ist anfangs weich, schmackhaft, aber zuletzt schwer, d. h. nachteilig. Dagegen wird er mit oder nach dem Genuss anderer Speisen gleich dem Rettig, als wohltu­end bezeichnet. c. Die Zwiebel. Mit dem Genuss von Zwiebeln soll man vorsichtig sein, da mehrere einen schädlichen giftartigen Saft enthalten; besonders wird vor dem Genuss ihrer grünen Pflanzenblätter gewarnt. Nur eine Zwiebelart, die cyprische Zwiebel, soll zur Stärkung des Herzens sehr dienlich sein. d. Knoblauch. Vom Knoblauch heißt es, dass er ernähre, erwärme, den Blick belebe, die Mann­haftigkeit vermehre und die Maden in den Därmen vernichte. e. Rüben. Sehr beliebt waren Rüben, Mohrrüben, die in Palästina viel angebaut wurden und sehr gut gerieten. Raba, ein Lehrer im vierten Jahrhundert n., sagte zu seinem Diener: »Wenn du Rüben auf dem Markt, siehst«, so sprich nicht zu mir: »Was wirst du zum Brot essen?. Man genoss die Rüben gern mit Weizenbrot, doch auch mit Gerstenbrot. Diese Zu­kost von Rüben war so allgemein, dass es von den Zeremonien der Tischord­nung hieß: »Der das Brot zu brechen oder anzuschneiden hat, soll es nicht früher brechen oder anschneiden, bis man jedem Tischgenossen Salz oder Zukost vorgesetzt hat. « Überhaupt wurde der hebräische Name für Rübe, lepheth, als Bezeichnung für »Zukost«, »Gemüse« gebräuchlich. Doch scheint die Rübe später ihre Beliebtheit einge­büßt zu haben, da zwei Amoräer den hebräischen Namen für Rübe, lepheth, als Wortspiel in seine zwei Silben zer­legten und daraus »Kein Brot«, keine Speise, machten d. h. zur messianischen Zeit wird die Rübe nicht als Speise, Zukost, genossen werden. f. Lauch, Porree. Denselben baute man in Paläs­tina viel an. Es gab Gartenporree und Feldporree. Sein Genuss wird als für die Zähne nachteilig und den Einge­weiden dienlich bezeichnet. Weiter war es vom Genuss des Porree sprichwört­lich: »Es gibt einen Ort, Namens Cha­zarmoveth (1. M. 220. 26), dessen Ein­wohner essen Porree, kleiden sich in Bastanzügen und sehen täglich dem Tode entgegen.« g. Senf. Es gab davon zwei Arten, ägyptischen, und den ein­heimischen. Von dem Genuss desselben heißt es: »Wer in dreißig Tagen einmal Senf genießt, hält viele Krankheiten von seinem Hause ab, aber sein tägli­cher Genuss ist wegen der nach sich ziehenden Magenschwäche schädlich.« Übrigens wird Senf auch als Tauben­futter bezeichnet. Sonst kennt man noch den Spruch: »In einen Sack voll Nüssen kannst du so viel Mohnkörner und Senfkörner schütten, als es dir passt, so können sich viele Proselyten unter Israel mischen. « h. Schwarzküm­mel. Von ihm wird gesagt, dass sein öfterer Genuss ein Vorsichtsmittel ge­gen Herzbeschwerden sein soll. Dage­gen wegen seines Geruches in dessen Nähe zu schlafen ist gefährlich. Des Abends waren Hauptspeisen bei dem Vermögendem außer Brot, das bei kei­nem Mahle fehlte (siehe oben), Fleisch, Fische und Eier. Über Fleisch lautet der Spruch: »Graupe, nährt bis auf eine Meile, aber Fleisch auf drei Meilen.« Beliebt war feines Brot, fettes Fleisch und alter Wein, die, wie oben bemerkt wurde, nährend und kräftigend wir­ken. Für den von einer Krankheit kaum Genesenen sind fettes Ochsenfleisch, gebratenes Geflügel, Lauch, Käse, Nüsse, Kürbisse, Gurken u. a. m. schädlich. Als sehr nahrhaft werden junge Hühner und Milch bezeichnet, die den Körper gut konservieren und zugleich einen weißen Teint geben. Fer­ner wird der Genuss des aus seinem Mehl Gebackenen, des fetten Fleisches junger Ziegen und des alten (dreijähri­gen) Weines, des frischen Ingwers als gute Nahrung und als vorzügliches Heilmittel empfohlen (Pesachim 42b; Erubin 25). Von den Fleischteilen aß man Zunge mit Senf gern. Dagegen sprach man von den Eingeweiden: »Sie sind kein Fleisch und wer sie isst, ist kein Mensch.« Von der Milz heißt es: »Sie ist schön für die Zähne, aber schwer für den Magen. « Im Allgemei­nen gaben sie zur Regel: »Derjenige Fleischteil, der dem Lebenssitz des Tie­res am nächsten ist, halte zur Nahrung als den vorzüglichsten« (Berachoth 44b). Eben so ausführlich sind die Leh­ren über den Genuss von Fischen. Der Spruch: »Alles, was Leben hat, gibt wieder Leben«, der vom Rind- und Ge­flügelfleisch gilt, hat auch für Fische seine Bedeutung. Eine zweite Lehre war: »Alles, was klein (jung) ist, macht klein«, d. h. Alles, was im Wachstume begriffen ist, aus der Pflanzen- und Tierwelt, hat keinen reichen Nahrungs­stoff, jedoch nur, wenn es nicht ein Viertel seines normalen Wachstums er­reicht hat. Sehr empfohlen wird von den Fischen die kleinere Gattung. »Wer öfter kleine (aber völlig ausgewach­sene) Fische genießt, ist vor Darm­krankheiten geschützt; der Genuss der­selben nährt und konserviert den Körper. Doch soll der Augenleidende sich dessen enthalten, denn der Genuss von Fischen ist den Augen schädlich. Der Fisch ist am besten gleich nach sei­nem Fange.« Der Genuss von Eiern wird als äußerst nahrhaft empfohlen; er übertrifft mit Ausnahme von Fleisch alle andern Nahrungsmittel. Es heißt darüber: »Ein leicht gebratenes Ei ist nahrhafter als sechs Maas Mehl, ein etwas härter gebackenes nahrhafter als vier Maas Mehl; ein gekochtes ist allen andern Speisen von derselben Größe mit Ausnahme von Fleisch vorzuzie­hen.« Mit Nachdruck wurde zum Mahle Wein empfohlen. »Brot sättigt, aber erfreut nicht, doch Wein sättigt und erfreut.« Besonders war alter Wein sehr beliebt. »Alter Wein ist es, an dem Greise Freude haben.« Der Wein war sehr scharf und wurde mit drei Teilen Wasser versetzt, um genießbar zu wer­den. Gern genoss man fettes Fleisch, weißes Brot und alten Wein. Unmäßi­ges Weintrinken wurde, besonders bei Frauen, verabscheut. »Mancher trinkt und es bekommt ihm gut, dagegen Manchem übel.« »Ein Weinbecher ziert die Frau, zwei entstellen sie, aber bei dem dritten wird sie frech«. Gelobt wird, wenn man beim Weingenuss ru­hig und besonnen bleibt. »Wen der Wein besänftigt, hat einen Gottessinn; wen er besonnen macht, der hat die Kenntnis von siebzig Alten, dem Syn­hedrion.« Zum Schlusse bringen wir noch die Lehren über C. die Beförde­rung der Verdauung. Der Talmud hat darüber prächtige Lehrsätze, die noch heute ihre Berechtigung haben. Zu­nächst ist das Wasser, das bei keinem Essen fehlen darf. »Wer sein Essen mit Wasser gleichsam überschwemmt, viel Wasser darauf trinkt, kommt zu keinen Leibschmerzen«; ferner: »Hat Jemand gegessen und nicht darauf getrunken, ihm wird sein Essen schädlich (wört­lich zur Blutschuld); es ist die erste Ur­sache zu Darmkrankheiten. « Ein Trunk Wasser soll auch nach Getränken fol­gen. Nächst Wasser wird ein wenig Salz zu nehmen empfohlen. Von R. Chija ist die Lehre, die noch im vierten Jahrhundert von Raba zitiert wird: »Nach jeder Speise genieße Salz und nach jedem Trunk trinke Wasser, und du wirst keinen Schaden erleiden«. Üb­ler Geruch und Bräune sollen die Fol­gen von Nichtbeachtung dieser Vor­schrift sein. Die dritte Regel spricht von Bewegung. »Wer gegessen und darauf keine Bewegung gehabt (nicht ein wenig gegangen), dessen Speisen verfaulen, und dass ist der erste Grund zum üblen Geruch.« Diese Bewegung wird besonders nach dem Genuss von schwer verdaulichen Speisen angera­ten. »Nach dem Genusse von Fischen, unreifen Datteln und fettem Fleische soll man einige Zeit herumgehen, aber nicht schlafen.« Ähnlich lautet eine an­dere Lehre von Samuel (im 3. Jahrh.): »Für Alle weiß ich ein Heilmittel, aber nicht für folgende Drei: für den, der nüchtern bittere Datteln gegessen; der nasse Wäsche angelegt und der Brot genossen und darauf nicht einmal vier Ellen weit gegangen.« Außer diesen wird zur Förderung der Verdauung das sorgfältige Zerkauen der Speisen emp­fohlen. »Zerkaue mit den Zähnen und du wirst es in den Fersen fühlen«, d. h. die nährende Kraft der Speisen wird dich kräftigen. Auch ein längeres Verweilen beim Mahle wird angeraten. »Wer am Tische lange verweilt, dessen Jahre und Tage werden verlängert.