Rabban
Posted 6 yrs ago
Rabban, oder Rabbana, Herr, Oberer, Meister, Lehrer; Rabh, Lehrer, Meister; Rabbi, mein Lehrer; Rabbenu, unser Lehrer; Rabanan, Lehrer. Ehrentitel der Gelehrten innerhalb des Judentums vom letzten Jahrhundert vor der Zerstörung des jüdischen Staates in Palästina ab, die im Schrifttum des Talmud, der Midraschim und der Targumim vorkommen. Der Titel »Rab-bana« oder »Rabban« ist aramäisch, ein Wort, das in den Targumim für das hebräische Rabh, Herr, Oberer; Rosch, Haupt, Oberhaupt; Ssar, Fürst, Vorgesetzter; Nadib, Edler, gesetzt wird und vom Jahre 70 vor der Zerstörung des Staates ab der Titel des Synhedrialpräsidenten in der Bedeutung von »Lehrer« und »Vorgesetzter« war. Es führten diese Ehrennennung: der Patriarch Simon I, Sohn Hillels I (10-30) und Gamaliel (30-50); Simon II., Sohn des Vorigen (50-70); Jochanan ben Sakai (70-80); Gamaliel II. (80-116). R. Gamaliel III, Sohn des Patriarchen R. Juda I. u. a. m. Dieser Titel unterschied sich von den anderen oben angegebenen, dass derselbe auch als aramäische Bezeichnung für das hebräische »Nassi«, Fürst, Oberer, galt und zugleich die Synhedrialvorsteherwürde mit ausdrückte. Vor dieser Zeit, etwa die Synhedrialpräsidenten vor Simon I. alsz. B. Hillel, Semaja und Abtaljon, Simon ben Schetach u. a.m. haben diesen Titel nicht und werden mit ihrem Namen allein, ohne jedwede Beilegung eines Ehrentitels, genannt. Ob die anderen Lehrer und Mitglieder des Synhedrions irgend einen Titel, als z. B. »Rabh«, Lehrer oder »Rabbi«, mein Lehrer führten, ist nicht bekannt, wenigstens war die Führung desselben nicht allgemein und wurde nur den großen und ausgezeichneten Lehrern beigelegt. So werden die Lehrer aus dem letzten Jahrhundert des jüdischen Staatslebens bald ohne Titel genannt, als z. B. Akabja ben Mehalalel, Baba ben Buta, Admon, Chanan, Nachum der Meder u. a. m., halb mit demselben als z. B. Rabbi Chanina, Vorsteher der Priester; Rabbi Zadok; Rabbi Dosa Sohn Hyrkanos u. a. m. Dieser hier genannte Titel »Rabbi«, ist der zweite von den oben angegebenen und bedeutet: »Mein Lehrer«, auch »mein Meister«. Das Wort hat in der Endsilbe das Suffixpronom. i, »mein« und heißt ohne dasselbe »Rabh«, ein hebräischer Ausdruck, der sich oft in der Bedeutung von »Herr«, »Oberster« und »Vorgesetzter« in den biblischen Schriften wiederholt, und im Neuhebräischen »Lehrer« bedeutet. Die Gesetzes- und Volkslehrer in Babylonien führten diesen Titel »Rabh«, »Lehrer«, ohne das Suffixpronom. So nannte man die Lehrer Jehuda, Aschi, Acha: Rab Jehuda, Rab Aschi, Rab Acha usw. Nach späterer Angabe erhielt der Gesetzesjünger bei seiner Pomotion zum Lehrer den Titel »Rabbi« oder »Rabh«, »Lehrer«, ähnlich unserem Doktortitel. So sagte der Gesetzeslehrer Samuel, der von dem Patriarchen R. Juda I. keine Ordination erhalten konnte: »Samuel der Astronom soll >Weiser<, aber nicht >Rabbi< genannt werden.« Der Titel »Rabbi« war demnach eine Bezeichnung des ordinierten Lehrers, dessen Weglassung in einer Anrede an ihn, oder auch schon wenn man von ihm sprach, als Sünde galt. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass die Lehrer des 1., 2. und 3. Jahrhunderts n., die ohne diesen Titel genannt werden, als z. B. Ben Asai, Ben Soma, Bar Kappara u. a. m., nicht die Ordination als Lehrer erhielten.