Ame Rabbi - Gesetzeslehrer

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Ame R., Gesetzeslehrer, Amora, in Tiberias, der im 4. Jahrhundert mit R. Assi das Richteramt verwaltete und von R. Gamliel IV. zur Bereisung Pa­lästinas gesandt wurde. Er war von Geburt ein Babylonier priesterlicher Abkunft und erhielt mit seinem späteren Kollegen R. Assi vom R. Jochanan die Weihe zum Richteramte. Seine Vor­träge hielt er unter den Säulengängen Tiberias und stand mit den Lehrern in Babylonien in brieflichem Verkehr. Beide wurden hochverehrt, man nannte sie »Richter Palästinas«, »das vor­nehme Priesterpaar Palästinas«, aber sie hatten nicht mehr die ehemalige Selbstständigkeit, sondern waren den Gesetzeslehrern in Babylonien, Rab Chasda und Rab Huna, untergeordnet. Bekannt ist ihre Erklärung der Samari­taner gleich Heiden, weil sie den Juden heidnischen Wein verkauften. Isra, die Königin von Persien, sandte nach Tibe­rias 30o Denarien an R. Ami, die er nicht annahm, sondern an Raba zu­rücksandte, der sie unter Arme ver­teilte. Von seinen Lehren bringen wir die, in welchen sich die drückenden Verhältnisse seiner Zeit abspiegeln. »Sorgen soll man, so lehren R. Ami und R. Assi, andern mitteilen, oder sie ganz aus dem Sinne schlagen.« »Es ist nicht gleich, ob man Brot im Korbe hat und isst, oder keines im Korbe hat und isst. Letzteres war der Fall beim Manna, daher die Demütigung durch ihn.« Die Pflicht des Thorastudiums, die noch von einem Lehrer des z. Jahrh., von R. Simon ben Jochai wört­lich: »das Buch der Thora weiche nicht aus deinem Munde, sinne darin Tag und Nacht« genommen wurde, und von der andere einen Dispens nur zur Zeit des Anbaues und der Ernte zulie­ßen, wird von R. Ami auf einen Ab‑

schnitt des Morgens und eines Abends beschränkt. Seine weitere Lehre war, dass man keinen Samariter in der Thora unterrichte und nur dem die Mysterien der Thora anvertraue, der sich durch Ansehen, Weisheit und Klugheit auszeichnet. Rühmlich ist sein pädagogischer Grundsatz: »Man be­wahre die Lehren im Innern und spre­che sie mit den Lippen aus, damit sie bleiben.« Gegen die wörtliche Auffas­sung der Bibel war seine Lehre: »Die Thora, die 5 Bücher Moses, die Pro­pheten und die Worte der Weisen ha­ben übertreibende Ausdrücke: die Thora: »Städte fest und groß bis in den Himmel« (5. M. I.); die Propheten: »die Erde spaltete sich bei ihrem Ge­schrei« ( . K. I.): die Worte der Wei­sen: »Man tränkte das tägliche Mor­gen- und Abendopfer mit einem goldenen Becher«. Eine andere Lehre von ihm war: »Kein Tod ohne Sünde, keine Schmerzen ohne Vergehungen.« Zur Vergebung der Sünden genüge das Lesen der Opferabschnitte, welches der Opferdarbringung gleichkommt.