Belebung der Toten
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Belebung der Toten, die talmudischen Vorgaben über die Personen als die Vollzieher und den Ort als Stätte der Totenbelebung.
I. Die Personen. Über dieselben teilt der Talmud verschiedene Meinungen mit. Nach einigen ist es Gott, andere nennen den Messias, und die Dritten endlich sprechen von den Gerechten oder von den in Palästina erst Auferstandenen, die den Akt der Totenbelebung vollziehen werden. Lange vor der Zerstörung des Tempels und noch nach derselben bis ins 3. Jahrh. n. galt allgemein in den Auferstehungslehren »Gott« als der Beleber der Toten, aber von da ab wird von den meisten Lehrern bald der Messias, bald die Gerechten u. s. w. als solcher genannt. In dem alten Achtzehngebet, Schemone Esre, wird ausdrücklich Gott allein die Totenbelebung zugeschrieben. In diesem Sinne lehrt R. Josua ben Mathja am Schlusse des i. Jahrh.: »Gott wird die Toten beleben.« Ebenso noch R. Jochanan am Ende des z. Jahrh. in der Lehre: »Drei Schlüssel warden von Gott seinem Boten übergeben, da wirkt Gott unmittelbar: der Schlüssel der Geburt, des Regens und der der Totenbelebung, denn also heißt es: Und ihr sollet erkennen, dass ich der Ewige bin, der eure Gräber öffnet.« Aber schon in den Aussprüchen des etwas späteren R. Jonathan b. R. sind es die Gerechten, welche die Toten beleben. »Es werden«, lehrt R. Samuel b. R. im Namen des R. Jonathan, »die Gerechten die Toten beleben«. Spätere Midraschim gehen einen Schritt weiter und bezeichnen geradezu den Messias als den Totenbeleber. »Sein Name währt ewig, vor der Sonne sein Ruhm«; »es werden sich mit ihm segnen alle Geschlechter der Erde«, das zieht auf den Akt der Totenbelebung durch den Messias.« Ebenso: »Der Messias überragt die Stammväter, die Propheten und Lehrer, er wird die Toten beleben.« Wie hier im Talmud, so divergieren die Ansichten der Lehrer des 10., 11., 12. und 13. Jahrh. n. Kimchi zu Jesaja 26. 9., Albo in Ikkarim 35. 4., Abudraham in Menorath hamaor 4. 3. lehren: Gott allein werde das Werk der Totenbelebung vollziehen; aber Maimonides in seinem Mischnakommentar zu Sanhedrin: chelek, R. Levi ben Gerson zu Balak und Haasinu nenne den Messias als den Totenbeleber. Dagegen kennen Emek hamelech die Gerechten und Bachja zu Baichi die in Palästina erst Auferstandenen als die Männer dieses Werks.
II. Ort der Totenbelebung. Dieser Gegenstand wird von den Gesetzeslehrern bis zum 3. Jahrh. gar nicht berührt, aber desto häufiger von den späteren. R. Elasar, ein Lehrer aus dem zweiten palästinensischen Amorageschlecht, der in der letzten Hälfte des 3. Jahrh. n. lebte, ist der Erste, der darüber eine Lehre mitteilt, die einem seiner Zeitgenossen, der damals zugegen war, fremd und mit den Aussprüchen der Bibel im Widerspruch stehen, vorkam. R. Elasar lehrte: »Die Toten außerhalb Palästinas werden nicht wieder aufleben, denn also heißt es: >Ich stürze dich mit denen, die in die Gruft sinken, zu den ewigen Schatten, aber ich gebe Herrlichkeit im Lande des Lebens< (Ezech. 26. zo), d. h. in dem Land, wo meine Herrlichkeit ist, da werden allein die Toten aufleben!« Diese Lehre hört R. Abba ben Mammal, sie scheint ihm wunderbar und gegen die traditionelle Erklärung eines Verses. »Es heißt ja«, rief er ihm zu »deine Leichen werden auferstehen« (Jes. 26. 19), was sich auf die außerhalb Palästinas Begrabenen bezieht, die ebenfalls auferstehen werden. Das brachte ersteren so sehr in Verlegenheit, dass er sich zur Bestätigung seiner Lehre um einen anderen Beweis aus der Bibel umsah. »Rabbi!«, antwortete er demütig, »es ist eine andere Stelle, auf die ich mich beziehe, nämlich: >er gibt die Seele dem Volk darauf, Palästina, den Geist denen, die in demselben wohne<« (Jesaja 42. 5.) Auf größere Schwierigkeiten stieß jedoch diese Lehre in späteren Zeiten, da man derselben die Frage entgegenstellte: »Werden die Gerechten außerhalb Palästinas nicht auferstehen?« Erst durch diese Frage kam ein R. Ilaa auf den Ausspruch, dass die Gerechten außerhalb Palästinas durch Höhlungen auf wunderbare Weise nach Palästina gelangen werden, um daselbst alsdann mit allen anderen aufzustehen. So entstand die Lehre, dass die Auferstehung nur in Palästina stattfinden und für die außerhalb gestorbenen Gerechten Erdhöhlungen sein werden, durch die sie zur Auferstehung nach Palästina gelangen. Diese Lehre, so viel Anhänger sie auch zählte, wurde von den späteren jüdischen Gelehrten Kimchi zu Ezechiel 3 7. 12. und Abravanel zu Jesaja 18. verworfen und der Ansicht beigepflichtet, dass auf der ganzen Erde die Auferstehung erfolgen werde, als Beweis der Wahrhaftigkeit der göttlichen Regierung, die den Glauben an Gott verbreiten soll! Nach meiner Auffassung der talmudischen Auferstehungslehre handeln fast alle Aussprüche, wo von den Höhlungen gesprochen wird, nur von dem Akte der Totenbelebung zur Zeit des Messias, es bleibt daher unerwiesen, ob der Talmud für den Schauplatz der allgemeinen Auferstehung zum Tag des Gerichts und der Welt der Zukunft nur Palästina halte. Als Beleg dafür zitieren wir die Stellen in möglichster Kürze. Die erste Lehre, die hierher gehört, ist die des R. Chia ben Joseph, die mit Hinweisung auf die Worte: »Sie werden hervordringen von der Stadt, wie Gras des Feldes« (Psalm 72) lautet: »Die Gerechten werden von der Erde hervordringen und in Jerusalem emporsteigen.« Deutlicher ist diese Lehre in dem Ausspruch des R. Elasar: »Gott wird den Toten außerhalb Palästinas Höhlungen in der Erde entstehen lassen, durch welche sie zur Auferstehung nach Palästina gelangen.« Ausführlich mit der ausdrücklichen Bemerkung, dass diese Auferstehung in Palästina allein für die messianische Zeit bestimmt ist, ist folgende Stelle: »Die Zeit des messianischen Reiches sind die Tage, wo die Toten Israels wieder aufleben werden, und da werden die, welche außerhalb Palästinas gestorben und begraben sind, durch Höhlungen nach Palästina gelangen, wo sie alsdann aus Gotteshand ihre Seelen wieder erhalten und auferstehen werden, um die Freuden des messianischen Reiches mit zu genießen, nach den Worten: >Er breitet die Erde aus und ihre Pflanzen, er gibt die Seele dem Volke wieder, das darauf ist.« (Jes. 42.. 5.) Ebenso scharf wie diese Auferstehung, ausschließlich in Palästina als nur zur messianischen Zeit in der Angabe des Grundes, warum Jakob in Palästina begraben zu werden wünschte, hervorgehoben: » i. will die Toten zur Zeit des Messias außerhalb Palästinas nicht auferstehen; 2.. damit er die Freuden des messianischen Reiches mit genieße.« Beweise aus der Bibel für diese Lehre finden sie in Ezechiel: »Ich werde euch aus euren Gräbern, mein Volk, herauskommen lassen, bringe euch auf den Boden Israels, meinen Geist gebe ich euch und ihr werdet leben!« (Ezech. 37. 12..) Vollkommen fand diese Lehre ihre Gestalt in den späteren Midraschim, wo zu derselben die Bezeichnung der Stätte, wo in Palästina diese Auferstehung erfolgen solle, hinzukam. Die Worte Sacharias (14. 4): »Und er wird alsdann auf dem Ölberge stehen, der vor Jerusalem liegt, gegen Morgen, und der Ölberg wird sich in die Mitte spalten«, dienen ihnen zur Anknüpfung der Lehre, dass Gott den im Exil Verstorbenen Höhlen entstehen lassen werde, durch die sie bis an den Ölberg Jerusalems gelangen, um aus der Mitte desselben (Sacharia 14. 4) hervorzukommen. Wir sehen, dass diese Stellen nicht die allgemeine Auferstehung zum Tage des Gerichts berühren.