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Bethar

Posted 6 yrs ago

Bethar, Bettar. Bedeutende Stadt Israels, die nach der Zerstörung Jeru­salems als starke Festung Mittelpunkt des barkochbaischen Aufstandes war. Über ihre Lage waren schon die frühes­ten Berichterstatter nicht klar. Die tal­mudischen Angaben darüber weichen stark voneinander ab. Die eine bezeich­net für 40 Mil = 5,95 preuß. Meilen, die andere 4 Mil = 1190 Ruthen und die dritte nur 2 Mil = 2.97,5 Ruthen vom Meere entfernt. Sie lag also nach der ersten Notiz näher an Jerusalem, im Süden, während wir sie in den bei­den anderen nicht weit vom Meere, im Westen zu suchen haben. Noch stärker wird diese Konfusion, wenn wir die verschiedenen Ortschaften und Städte in Betracht ziehen, die ebenfalls diesen Namen führten. So hieß Bethar, oder Bethur, eine Stadt, die in Bezug auf die Bodenverpflichtung der Priesterabgabe nicht mehr zu Palästina gehörte; Bithri, eine Ortschaft, die Zufluchtsstätte Da­vids auf seiner Flucht vor den Philis­tern; Betaris, ein Dorf in Idumäa; Bai­thar, eine Stadt in Judäa, die für das biblische Bethsemes vorkommt; Bethor, eine Benennung für Philistäa; Bitter, das Tal von Bethsemes, heute noch Wady Bitter und endlich Betarus, eine Stadt zwischen Cäsarea und Diospolis. Man hat daher unter Hinweisung auf eine dieser Städte und Ortschaften auch verschieden ihre Lage angegeben. Nach Euseb war sie nicht weit von Je­rusalem; er hält sie mit Bethhoron identisch. Ebenso bezeichnet sie Estor Haparchi nach der im Lande erhalte­nen Tradition. Dagegen hält sie Grätz nur eine römische Meile = 1/4 geogr. Meile vom Meere, 4 Meilen südlich von Cäsarea, 21/2 Meilen nördlich von Antipatris entfernt; es ist dies das heu­tige Barin. Anders ist die Annahme Rappoports, der Bethar mit Bethzur identifiziert. Bekanntlich liegt Bethzur nördlich von Hebron, sie wurde von Simon Makkabäus gegen die Idumäer befestigt und war zwischen Jerusalem und Hebron. Wieder anders vermutet sie Herzfeld, der bei ihr an das Betaris in Idumääa denkt. Endlich nennen wir die Ansicht Neubauers, der die Lage Bethars unweit Bethsemes angibt, auf dem Berge, welcher im Talmud Bithri heißt und als Aufenthaltsort Davids bekannt ist. Das Tal von Bethsemes heißt heute noch Wady Bitter. Dasselbe ist 3, 5 Meilen vom Meere und nicht zu weit von Jerusalem entfernt. Wir abs­trahieren von diesen Annahmen und halten uns an die Quellen, die von Bethar und den anderen festen Städten in dem barkochbaischen Aufstande sprechen, um nach denselben die Lage Bethars zu bestimmen. Bethar war nach denselben eine große, stark be­völkerte Stadt mit einem Synhedrion und einigen hundert Schulen. Sie war schon vor dem Fall Jerusalems bedeu­tend und soll sich als Rivalin über die Zerstörung Jerusalems gefreut haben. Ihre Blütezeit hatte sie erst nach der Zerstörung des Tempels 52 Jahre lang, wo sie besonders während des hadria­nischen Krieges sehr an Bevölkerung wuchs, so dass bei ihrer Eroberung 80 000 Mann umgekommen sein sol­len. Man hat in dem einen Stadtviertel gekämpft, während in dem anderen al­les von rauschendem Freudenjubel übertönt wurde. Ihre Lage musste da­her in einem von Juden zahlreich be­wohnten Teile Palästinas gewesen sein, wofür bekanntlich nur Judäa gelten konnte. Hierzu kommt, dass die drei Ortschaften, Kefar Bisch, Kefar Schich­laim und Kefar Dichrin, die im hadria­nischen Krieg zerstört wurden, in Ju­däa lagen. Ein Drittes ist, dass die Orte, bei denen Hadrian Wachen zum Ein­fangen der Flüchtlinge aufstellen ließ: Chamath, Kefar Lekita und Bethel De­jehud teils in Judäa (s. Bethel), teils an dessen Grenze (s. Hamath) und in der Ebene an der Grenze Judäas lagen. Den Hauptbeweis für die Lage Bethars in Judäa haben wir an den in der bar­kochbaischen Revolution starken Fes­tungen auf dem Tur Malka, Königs­berg, oder Tur Simon, Berg Simon (nämlich des Simon Makkabäuss), der bekanntlich ein Teil des Gebirges Juda war. Die Gebirgskette von Idumäa bis Samaria, die ganz Judäa von Süden nach Norden umschloss und ihre zahl­reichen Äste nach dem Osten und Wes­ten waren es, auf denen schon die Has­monäer und später die Herodäer unzählige Festungen und Burgen an­legten. Hier waren die 50 festen Plätze und die 983 mächtigen Burgen, die nach Dio Cassius in dem hadrianischen Kriege zerstört wurden. »Bethar« lag daher in Judäa, es war eine der Festun­gen auf den Bergen Judäas. Der Name »Bethar« bedeutet nach seiner Zusam­mensetzung aus »Beth-thar«, »Macht­haus«, von wo man über die Gegend weit ausschauen kann. Ihre Entfernung vom Meer kann also richtig nach obi­ger talmudischer Angabe 40 Mil 5,95 preuß. Meilen gewesen sein. Hiermit stimmen ferner die anderen Berichte im Talmud, die Galiläa als die Zu­fluchtsstätte der Gesetzeslehrer dieser Zeit, die sich vom Kriege zurückzogen, bezeichnen.