Elasar Sohn des R. Simon ben Jochai, אלעזר בן ר שמעון בן יוחאי

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Elasar Sohn des R. Simon ben Jochai, אלעזר בן ר שמעון בן יוחאי Gesetzeslehrer, Tana, (im 2. Jahrh. n.), Sohn des berühmten R. Simon b. Jochai, Schüler des R. Simon b. Gamliel; College des Patriarchen R. Juda I. und des R. Josua b. Korcha n. a. m. Seine Lebensgeschichte ist voll der räthselhaften, auffallenden Züge, die von der gewöhnlichen Lebensweise der Gesetzeslehrer stark abweichen. Er hat zum Vater den berühmten, frommen Gesetzeslehrer R. Simon b. Jochai (s. d. A.), den entschiedenen Gegner der Römerherrschaft in Palästina, er selbst wählt das Gesetzesstudium zu seinem Beruf und ist ein ausgezeichneter Gesetzeslehrer, aber das Wunderbare, er wird ein Römerfreund, geht in dieser Gesinnesänderung so weit, daß er der römischen Behörde, die damals ihre ganze Wuth gegen die jüdischen Freibeuter losließ, die Zeichen und Mittel zum Einfangen derselben gab, und selbst sich an die Spitze der hierzu abgesandten römischen Söldlinge stellte. »Gehet, sagte er, am Tage gegen die 4. Tagesstuude, 10 Uhr Morgens, in die Häuser, wenn die Leute ihr Mahl halten, sehet ihr sie beim Glase Wein einschlummern, so fraget sie nach ihrer Beschäftigung, sind es Gelehrte, Arbeiter, Professionisten, die am frühen Morgen arbeiten, lasset sie, denn sie haben die Morgenstunde für ihre Arbeit benutzt, alle Andern fanget ein, es sind Freibeuter.« Die Gesetzeslehrer waren über diese Angeberei höchst entrüstet, sie nannten ihn nicht anders als: »Essig Sohn des Weines! d. h. »Böser, Sohn des Edeln!« und warfen ihm vor: »Du lieferst das Volk unseres Gottes zum Tode aus!« Er antwortete: »Ich reinige den Weinberg von seinen Dornen.« Aber sie entgegneten ihm darauf: »Möge doch der Herr des Weinberges kommen und selbst die Dornen vernichten!« Desto erbitterter ging er vor und ließ einmal einen Wäscher, der ihn obigen Schimpfnamen: »Essig, Sohn des Weines!« nachrief, einfangen. Der Mann büßte schwer die Beleidigung, er wurde ans Kreuz geschlagen. Da überfiel ihn plötzlich eine tiefe Reue, er vermochte keine Ruhe mehr zu finden. In Buße erbat er sich von Gott Leiden als Sühne seiner Sünden. Er wurde krank, und die Sage ist mit der Schilderung des Schrecklichen dieser Krankheit beschäftigt. Dem Tode nahe fürchtete er, seine Collegen würden ihm die letzte Ehre der Bestattung seiner Leiche versagen; er bat seine Frau, sie möchte dieselbe in einem obern Gemach bewahren. Er starb zu Akhbara, einer Stadt Nordgaliläas, nordwestlich von Safet (Zafeth), feine Leiche wurde in ein oberes Gemach gelegt. 18 — 20 Jahre soll sie daselbst unbeerdigt verblieben sein, und die Sage hat so viel Wunderliches aus dieser Zeit über diesen Todten verzeichnen. Da entschlossen sich die Gesetzeslehrer für seine Beerdigung zu sorgen. Am Rüsttage des Versöhnungstages, wo die Bewohner Akhbaras, welche die Entfernung der Leiche nicht zulassen wollten, sehr beschäftigt waren, machten sich die Leute der Nachbarstadt Biria (s. d. A.) auf, holten heimlich die Leiche und brachten sie in die Höhle von Meron, in die Grabstätte seines Vaters. Aus der Zeit vor seiner Verbindung mit den Römern und nach derselben hat das talmudische Schriftthum eine Menge seiner Gesetzeserörterungen, Lehren und Sprüche verzeichnet. In Erstern ist sein Grundsatz von Bedeutung: »Jedes Gesetz, das den Jsraeliten vor ihrem Einzuge in Palästina befohlen wurde, war für und außerhalb Palästinas, aber die Gesetze nach dem Einzuge in Palästina galten nur für dieses Land mit Ausnahme des Gesetzes über Freilassung der Sklaven und der Schuldenerlassung am Erlaß- und Jobeljahre. Auf dem Gebiete der Agada nennen wir seine ethischen Lehren: »Stets sei der Mensch biegsam wie ein Rohr, aber nicht hart gleich einer Cederz;« »Wer seine Giüer bleibend machen will, pflanze in sie Mächtiges, nämlich: »Mächtig in der Höhe ist der Ewige.« Die Gelübde wollte er gehalten wissen, er lehrte: »In Folge der Gelübdesünden sterben die Kinder.« Feste sollen ehrenvoll gefeiert werden. Seine Lehre darüber war: »Gott ruft: Meine Kinder, leihet mir, ich bezahle es!« Betreffend das Lehramt des Gelehrten mahnte er: »Wer Worte der Thora vorträgt, die nicht gefallen, thäte besser von ihnen zu schweigen;« ferner: »Wie es Pflicht ist nicht zu sagen, was man nicht gehört, so zu sagen, was man gehört hat« Er war ein entschiedener Gegner des Patriarchats R. Judas I. und sein Spruch gegen dasselbe war: »Nicht früher erscheint der Davide, Messias, bis alle Richter und Beamten aus Israel geschwunden sein werden« Auf sein viel getadeltes Verhalten gegen die Freibeuter bezieht sich wol der Spruch von ihm: »Ein Sünder richtet viel zu Grunde« das ist der, welcher durch seine Sünden Verdammnug über sich und die Welt heraufbeschwört.« So errang er sich allmählig wieder die Achtung der Gelehrten. R. Juda I. bewunderte seine Gewandtheit in Gesetzesentscheidungen und rief in Bezug auf seine frühere Abirrung: »Wie viel ist da durch die Frevlerin (römische Herrschaft) untergegangen!« Nach seinem Tode betrauerte man allgemein die mit ihm verlornen Geistesschätze. Er wurde in Bezug auf dieselben »eine Gewürzbüchse« genannt. Seine Thätigkeit erstreckte sich auf Bibel, Mischna, Dichtkunst u. Volksvorträge.